Die Montafonerinnen und Montafoner und ihre Tracht

Ein (Kleidungs-)Stück Montafoner Kulturgut

Die Tracht ist fester Bestandteil der Kulturgeschichte des Montafon. Seit Jahrhunderten verbindet sie Menschen, stiftet Identität und ist nicht zuletzt ein Zeugnis großartiger handwerklicher Kunst. Heute wird das Traditionsgewand bäuerlichen Ursprungs wieder vermehrt zu festlichen und insbesondere kirchlichen Anlässen getragen.

Montafoner Tracht | © Vorarlberger Landestrachtenverband - Georg Alfare

Die Montafoner Tracht

zeichnet sich durch spezielle Eigenheiten und ihre Vielfältigkeit aus, wodurch sie sich deutlich von den Trachten anderer Talschaften im Alpenraum unterscheidet. Vor allem die Frauentracht – in ihren ersten Grundzügen vermutlich im 18. Jahrhundert entstanden – ist in ihren verschiedenen Ausführungen von handwerklichen Besonderheiten, kunstvollen Verzierungen und hochwertigen Stoffen geprägt. Seither hat die Tracht einige Veränderungen erlebt, die zum heutigen Erscheinungsbild beigetragen haben. Darüber hinaus haben sich in den letzten hundert Jahren weitere Varianten, sogenannte erneuerte Trachten, entwickelt. Trachtenvereine, Kunsthandwerker und private Trachtenträgerinnen und Trachtenträger sorgen dafür, dass die Tradition des Trachtentragens im Montafon weitergelebt wird.

Die historische Montafoner Tracht (Montafoner Festtagstracht):

Die wohl bekannteste und kunstvollste unter den Trachten im Montafon ist die Festtagstracht für Frauen. Diese hat ihren Ursprung bereits im Barock. Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat die Montafoner Festtagstracht wie sie heute getragen wird, viele Veränderungen durchlebt, um letztlich das heutige Erscheinungsbild zu repräsentieren.

Die Montafoner Festtagstracht der Frauen besteht aus einem schwarzen Kleid (Juppa), dessen Mieder (Miadr) vorne geschnürt ist. Darüber wird eine in Trachtenfarben gehaltene Schürze (Schoß) gebunden. Besonders wertvoll an dieser Tracht sind die Stickereien: Das Broschttuach wird vorne im Mieder eingeschnürt, die Schürzenbänder (Schoßbänder) werden über die Schürze gebunden. Abgerundet wird das Bild durch einen roten Unterrock, rote Strümpfe, Schuhe mit Schnallen und eine um den Hals gebundene Masche.

Das auffälligste Merkmal an der Montafoner Festtagstracht ist die Stickerei. Diese besteht, je nach Anlass und Überbekleidung der Tracht, aus zwei oder mehreren Teilen. Alle Stickereien sind handgemacht und mit Seide auf schwarzem Samt gestickt. Die Stickarbeit umfasst etwa 500 Arbeitsstunden in der Herstellung einer kompletten Tracht.

"Of'm Kopf" - Die Kopfbedeckungen

  • Der Sanderhut ist eine vor rund hundert Jahren eingeführte Kopfbedeckung zur Montafoner Tracht. Es handelt sich dabei um einen schwarzen Filz- oder Strohhut mit Goldverzierung an der Unterseite und einer großen schwarzen Masche. Dazu trägt die Montafonerin ausschließlich die Schlutta, eine kurze schwarze Jacke.
     
  • Das Mäßli ist die älteste zur Montafoner Festtagstracht getragene Kopfbedeckung. Die Form – und auch der Name – leitet sich von einem Getreidemaß ab. Erst seit 2012 wird das Mäßli wieder hergestellt, nachdem die Herstellung Jahrzehnte lang in Vergessenheit geriet. Als Material dient die Wolle des Montafoner Steinschafs. Das Mäßli wird ausschließlich zum Glöggletschopa getragen.

 

  • Die Pelzkappa ist ein schwerer, ovalrunder Pelzhut, der ursprünglich aus Fischotterfell hergestellt wurde. Wird der Hut korrekt getragen, sind die Haare verdeckt und die Ohren nur halb sichtbar. Er wird ebenfalls nur zum Glöggletschopa getragen.
     
  • Der Schäppel wird aus Gold- oder Silberdraht gefertigt und mit bunten Glassteinen, Perlen und Seidenblumen verziert. Die an eine Krone erinnernde Kopfbedeckung wird von Mädchen (von den Schäppelmaigana) das letzte Mal am Tag ihrer Hochzeit getragen.
Montafoner Männertracht | © Vorarlberger Landestrachtenverband - Georg Alfare

Was trägt der Montafoner?

Der Montafoner trägt die Montafoner Männertracht, bestehend aus einer schwarzen Loden-Kniebundhose, weißen Schafwollstutzen, einem weißen Hemd und einer roten Weste, dem Lieble. Darüber wird ein dunkelblaues und hinten zweireihiges Sakko getragen, der Tschopa. Besonders stolz sind die Montafoner Männer auf ihre Kopfbedeckung, den schwarzen Zylinder – eine Besonderheit für eine Talschaftstracht und so nur im Montafon zu finden. Das Bild wird durch das Mäschli und Schnallenschuhe abgerundet.

Als langjährige Geschäftsführerin und Obfrau des Vorarlberger Landestrachtenverbandes sowie ehemalige Obfrau der Trachtengruppe Vandans beschäftigt sich Ulrike Bitschnau seit über vierzig Jahren mit Trachten aus Vorarlberg, insbesondere mit der Montafoner Tracht. Sie trägt maßgeblich dazu bei, dass das Tragen von Trachten im Montafon durch die Weitergabe ihres Wissens auch für künftige Generationen erhalten bleibt.

  1. Was bedeutet für Dich Tracht?
    Tracht bedeutet für mich Tradition, die es zu bewahren gilt. Dabei geht es nicht nur darum, die Tracht zu präsentieren, über sie zu informieren und unermüdlich für das Trachtentragen zu werben, sondern zugleich viel Wissenswerteres rund um die Tracht für unsere Nachkommen festzuhalten.
     

  2. Was macht für Dich die Montafoner Tracht so besonders?
    Für mich ist jede Tracht in Vorarlberg eine wunderschöne und einzigartige Kleidung – aber für mich als Montafonerin ist die Montafoner Tracht gleichbedeutend mit einem bestimmten Lebensgefühl!
     

  3. Was ist für Dich das Schönste am Trachtentragen?
    Das Schönste am Trachtentragen ist natürlich die Tracht selbst. Aber gleich danach kommt die Gemeinschaft in Vielfalt. Blickt man nämlich auf die vielen wunderbaren Trachten im Land, dann ist Tracht ein anderes Wort für Vielfalt. Man könnte aber auch sagen, dass Tracht ein anderes Wort ist für Nachhaltigkeit. Denn eine Tracht schafft man nur einmal an, trägt sie ein Leben lang zu besonderen Gelegenheiten und ist immer gut gekleidet. Kurz und knapp: „Met’nara Tracht bischt efach allig guat aglegt“ (Mit einer Tracht bist Du zu jeder Zeit gut gekleidet.)

Quellen: Die Trachten im Montafon. Die Trachten in Vorarlberg.

Wusstest Du?

Die Herstellung und Verwendung der Montafoner Tracht wurde im Dezember 2023 neu in das nationale Verzeichnis des UNESCO Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Dabei ist es das jahrhundertealte Wissen um die Herstellung, die sorgfältigen Arbeitstechniken, die Weitergabe an die nächsten Generationen sowie das Wissen um das Tragen der Montafonertrachten, dass ausschlaggebend für die Aufnahme war.

Unesco - Österreichische Nationalkommission - Der Artikel

Trachtenverband - Hier erfährst Du mehr.

Fotografie - Vorarlberger Landestrachtenverband, Georg Alfare

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